Fabian Weitz: "Unser Ziel ist es, die MAC-Championship und ein weiteres Bowl-Game zu gewinnen!"


Für die University of Buffalo spielt Fabian Weitz als Linebacker. Der ehemalige Spieler der Cologne Crocodiles ist seit 2018 Spieler der Bulls. Nachdem Weitz in seiner ersten Saison als Redshirt agierte, spielte er im Jahr 2019 in dreizehn Spielen und konnte seine ersten acht College-Tackles verzeichnen. Im neuesten "Player Interview" spricht Weitz mit mir über seinen Weg in die USA und erzählt, warum er in der vergangenen Saison nicht für die Bulls auflief. Des Weiteren verrät er, was wir von ihm in der kommenden Saison erwarten dürfen und gibt jungen Spielern drei wertvolle Tipps. 

 

USD: Moin, Fabian! Fangen wir von ganz vorne an: Wie bist du überhaupt zum Football gekommen?

Weitz: Wie die meisten Kinder habe ich Fußball gespielt. Nach sechs Jahren Fußball habe ich dann mit dreizehn Jahren den Spaß allerdings verloren, weil ich zielstrebiger wurde als die Anderen. Meine Eltern wollten aber, dass ich weiter Sport betreibe und so habe ich angefangen mich umzuschauen; ein Klassenkamerad von mir hat mich dann mit zum Footballtraining genommen. 

 

USD: Zu Beginn deiner Karriere spieltest du bei den Cologne Falcons und warst als Linebacker und als Runningback aktiv. Warum bist du dann auf der defensiven Seite des Balls geblieben? 

Weitz: Das stimmt. Ich habe auch als Fullback gespielt, wo ich eigentlich auch ganz solide gespielt habe. Am Ende bin ich auf der defensiven Seite des Balls geblieben, weil ich als Linebacker einfach besser war. Nach meinem Wechsel zu den Cologne Crocodiles spielte ich auch nur noch als Linebacker. Tatsächlich haben mir aber alle Positionen sehr viel Spaß gebracht.  

 

USD: Du sprichst deinen Wechsel zu den Cologne Crocodiles an. Danach bist du dann in die USA gegangen. Erzähl uns von deinem Recruiting-Prozess. Wann hast du gemerkt, dass du gut genug bist, um College Football spielen zu können? Gab es noch andere Angebote? Wieso hast du dich für die University of Buffalo entschieden? 

Weitz: Ich habe nie wirklich gesagt, dass ich gut genug sei, sondern habe aber immer alles gegeben und hatte einfach sehr viel Spaß am American Football. Ich war Kapitän der Nationalmannschaft und die Import-Spieler der Crocodiles haben meinen Eltern immer wieder erzählt, dass ich in die USA muss, weil sie das Talent erkannt haben. Am Anfang war es schwer von Europa aus den Kontakt aufzubauen. Ich habe es über Twitter probiert, aber die meisten Coaches bevorzugen den persönlichen Kontakt. Im November 2017 bin ich dann mit zwei schwedischen Footballspielern in die USA geflogen. Hier haben wir uns dann einige Colleges angeschaut. Dadurch, dass ich leider nicht mit trainieren konnte, waren diese Visits eher inoffiziell. Leider sprang damals noch kein Angebot heraus. Im Sommer 2018 bin ich dann mit einer PPI-Gruppe für die Sommer-Camps erneut rüber geflogen. Bei meinem ersten Camp konnte ich direkt auf mich aufmerksam machen und die Coaches von Buffalo haben mich entdeckt. Einen Tag später haben sie direkt Kontakt zu mir aufgenommen und wollten, dass ich Buffalo besuchen komme. Dementsprechend bin ich direkt rüber geflogen und die Coaches von Buffalo haben mir alles gezeigt; am Ende habe ich dann mein erstes Scholarship bekommen. Danach bin ich wieder zu der Gruppe geflogen, habe mich aber direkt für Buffalo entschieden. Ich habe sehr lange, sehr hart gearbeitet und wollte schnell ein Zuhause finden. Vielleicht hätte ich noch andere Angebote bekommen, aber ich war sehr zufrieden, dass ich endlich ein Scholarship bekommen habe. 

 

USD: Du bist dann in die USA gezogen. Wie schwer war dieser Schritt für dich und was war die größte Veränderung für dich? 

Weitz: Noch in Deutschland fühlte sich der Schritt tatsächlich gar nicht so schwer an, weil ich mich einfach sehr gefreut habe und endlich loslegen wollte. Als ich dann aber drüben angekommen bin, war es doch schwerer als gedacht. Das Training in den USA ist viel schneller als in Deutschland, aber man gewöhnt sich relativ schnell an das Tempo. Eine der größten Veränderungen war auf jeden Fall das vielseitige Playbook. Des Weiteren war mein erstes Semester an der Universität schwer; ich hatte Kurse wie Psychologie und musste englische Wörter lernen, die ich auf Deutsch kaum kannte (lach). 

 

USD: Wie dürfen wir uns einen Tag als College-Football-Spieler vorstellen?

Weitz: Es kommt immer darauf an, in welcher "Lift-Group" du bist; dieses Jahr bin ich in der "10am-Gruppe". Ich stehe also um 07:30 Uhr auf, esse eine Kleinigkeit und mache mich auf den Weg in das Stadion. Dort frühstücke ich dann richtig, muss mich wiegen und nehme Vitamine zu mir. Anschließend gehe ich in den Hot Tub und dehne mich. An einigen Tagen steht dann ein "Hydration-Test" an, wo geguckt wird, ob wir auch genug getrunken haben. Dann geht es zum Krafttraining. Den Rest des Tages widme ich dann Schulsachen. Während des Spring-Balls sieht der Tag allerdings anders aus: Unser Spring-Ball ging drei Wochen lang und ich bin jeden Tag um sechs Uhr morgens aufgestanden. Um 7 Uhr hatten wir Team-Meetings. Diese gingen ungefähr drei Stunden und beinhalteten auch das eigentliche Training. Anschließend habe ich direkt Film geschaut, das Training evaluiert und das Playbook gelernt. Nachdem ich damit fertig war, habe ich meistens noch was im Stadion gegessen, bin nachhause gegangen und habe mich an Schulsachen gesetzt.  

 

USD: In 2018, deiner Freshman-Saison, spieltest du in einer Partie und wurdest "geredshirted". Was bedeutet das ganz genau? Wie lief deine erste Partie ab?

Weitz: Genau, 2018 war ich ein Redshirt, weil ich erst sehr spät - im Fall-Camp - zur Mannschaft gestoßen bin. In einem "Redshirt-Year" darf man insgesamt vier Spiele spielen, verliert aber kein Jahr an Eligibility. Bei meinem ersten Spiel war ich echt nervös, weil ich lange nicht mehr auf dem Spielfeld gestanden habe. In Deutschland hatte ich ein Jahr kein Spiel gemacht; in Buffalo "nur" mit trainiert. Tatsächlich kam der Einsatz auch relativ unerwartet. Dennoch war es ein cooles Gefühl. Ich habe im Kickoff-Team gespielt und nach einer Weile bekam ich auch immer mehr Spielzeiten. 

 

USD: Im Jahr 2019 spieltest du dann in allen Spielen, warst vor allem im Special Team im Einsatz und konntest deine ersten Tackles verzeichnen. Beschreibe das Jahr 2019 für dich und was dir geholfen hat, den Schritt nach vorne zu machen.  

Weitz: Die Saison 2019 war echt cool; vor allem, weil ich dem Team ein ganzes Jahr richtig helfen konnte. Ich habe mich, durch das viele Training, immer mehr an den Football hier gewöhnen können und wusste, was die Coaches sehen wollen.

 

USD: Aufgrund von Corona bist du dann nach Deutschland gegangen und hast 2020 nicht gespielt. War’s im Nachhinein die richtige Entscheidung? Wie konntest du dich fit halten und wie lief der Kontakt mit den Coaches ab? 

Weitz: Das war ein großes Hin und Her; im Nachhinein war es vielleicht nicht unbedingt die richtige Entscheidung, aber eine Entscheidung, die mir trotzdem geholfen hat. In dieser Zeit habe ich das Playbook so gut wie noch nie gelernt und weiter hart an mir gearbeitet. Ich habe mir die Spiele angeschaut und diese dann analysiert. Des Weiteren hatte ich auch hier in Deutschland Coaches, die mir weitergeholfen haben. Mit den Coaches und meinen Teammates bin ich natürlich weiterhin in Kontakt geblieben; vor dem Championship-Game habe ich mit der Mannschaft gesprochen und ihnen nur das Beste gewünscht. Ich habe jedes Spiel geguckt; egal ob es um zwei oder vier Uhr morgens war. Die Zeit in Deutschland hat mich noch einmal mehr motiviert, zurück zu kommen und richtig Gas zu geben. Ich habe gesehen, wie schnell einem die Chance, Football zu spielen, genommen werden kann und das motiviert mich bis dato umso mehr. Die Erfahrung hat mich auch als Mensch weiter gebracht. Man sollte nie aufgeben! 

 

USD: Was können wir von dir persönlich und von der University of Buffalo als Team in der kommenden Saison erwarten? 

Weitz: Ich habe mir das Ziel gesetzt, viel Spielzeiten als Linebacker zu bekommen und nicht nur in den Special-Teams zu agieren. Dadurch, dass ich jetzt so sicher im Playbook bin, ist auch meine Spielweise deutlich sicherer geworden und ich kann viele Plays kreieren. Wir sind ein starkes Team mit einem guten Zusammenhalt. Dadurch, dass wir das Championship-Game im letzten Jahr verloren haben, ist unser diesjähriges Ziel, die MAC-Championship und ein weiteres Bowl-Game zu gewinnen. 

 

 

USD: Lass uns über deine Position reden: Du spielst als Linebacker. Was gefällt dir an der Position und was sind fünf Eigenschaften, die ein guter Linebacker braucht? 

Weitz: An der Linebacker-Position gefällt mir vor allem, dass man tacklen kann. Für mich ist das Tacklen eines der coolsten Dinge im American Football. Mir gefällt aber auch, dass man sowohl in der Lauf- als auch in der Pass-Defense involviert ist. Fünf Eigenschaften, die ein guter Linebacker braucht, sind meiner Meinung nach Speed, Intelligenz, Leadership, Kraft und Consistency. Es ist wichtig, jeden Spielzug alles zu geben und verlässlich abzuliefern. 

 

USD: Welche drei Tipps würdest du jungen Spielern geben, die auch von einer College-Karriere träumen? 

Weitz: 1. Glaubt an euch und lasst euch nicht von jedem Menschen etwas sagen. Es gibt so viele Leute, die sagen, dass man es sowieso nicht schaffen wird. Du entscheidest, was du mit deinem Leben und deiner Zukunft machst. 2. Arbeite immer hart an dir und finde Dinge, wo du dich noch verbessern kannst. Schaut euch das Tape von amerikanischen Spielern, analysiert die Spiele und lernt das Playbook. Des Weiteren ist auch Krafttraining enorm wichtig. Probiert so zu trainieren, wie es die Amerikaner machen. 3. Die richtigen Kontakte sind meiner Meinung nach sehr wichtig. Umgebt euch mit Menschen, die an euch glauben, die euch nicht zurückziehen und euch helfen, euer Ziel zu erreichen. Postet Videos auf Twitter und versucht mit Leuten in Amerika Kontakte aufzubauen. Wenn ihr dann die Chance bekommen solltet, müsst ihr sie auch sofort nutzen. 

 

USD: Wichtige Frage: Was vermisst du an Deutschland und was verpassen wir Deutsche? 

Weitz: Vor allem vermisse ich meine Familie und das Essen meiner Mutter. Zwar koche ich hier auch ab und zu, aber es kommt auf keinen Fall an das meiner Mutter ran. Des Weiteren vermisse ich meine Heimatstadt Köln. Tatsächlich verpasst ihr in Deutschland aber auch das Essen; meiner Meinung nach ist vor allem das Fleisch in den USA besser als das in Deutschland. Ich persönlich finde den amerikanischen Sport (Basketball, Football, Baseball,...) super interessant; das ist in Deutschland ja noch nicht so populär. Die Sprache hier finde ich auch sehr interessant. 

 

USD: Last but not least: Hast du ein Lieblingsteam und einen Lieblingsspieler? 

Weitz: Ich habe mehrere Teams, die ich feiere. Zum einen mag ich die Miami Dolphins, weil ich da einmal beim Training-Camp war. Bei den Denver Broncos war ich bei einem Scrimmage im Stadion. Die 49ers gefallen mir einfach so. Es gibt viele Spieler, von denen ich viel Tape gucke und von denen ich mich inspirieren lasse. Darunter fallen Fred Warner von den San Francisco 49ers, Devin White von den Tampa Bay Buccaneers, Devin Bush von den Pittsburgh Steelers und Luke Kuechly, eine echte Linebacker-Legende. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Harald van Eickelen (Dienstag, 04 Mai 2021 17:13)

    Hallo Fabian, tolles Interview von und mit dir,mit tollen Einblicke in deinen Sport. Ich wünsche dir, das du gesund und verletzungsfrei bleibst und den für gewünschten Erfolg erziehlst. Viele Grüße Harald van Eickelen

  • #2

    Petra Freundin der Family (Dienstag, 04 Mai 2021 21:53)

    �Bravo Fabian. Ein tolles Interview�, wo auch ich noch echt staune, wie Du es bislang geschafft hast in der Highschool wie auch im Football mit Bravour klar zu kommen. Deine bisherigen Stationen im Football Team doch ein stetiger Erfolg waren, auch wenn es manchmal schwieriger war, aber Du hast nie aufgegeben. Toll, glaube weiter an Dich und ich drücke alle Däumchen, dass Dir all Deine Vorhaben weiterhin gut gelingen. Vor allem bleib gesund und verletzungsfrei�Ich bin sehr stolz auf Dich. Herzliche Grüße us Kölle von der Petra�