Hero Kanu: "Ich will es schaffen, dass meine Familie nicht mehr arbeiten muss."


Hero Kanu ist der deutsche Shootingstar im American Football. Kanu, ein Defensive Tackle der Santa Margarita Catholic High School, wurde in München geboren und hat es durch das PPI-Recruit-Programm in die USA geschafft. Hier spielt der 16-Jährige groß auf und sammelt zahlreiche College-Angebote; im kommenden Jahr beendet Kanu seine Zeit an der High School und kann sich unter anderem zwischen Clemson, Florida und Ohio State entscheiden. Im neuesten "Player Interview" stellt sich Kanu meinen Fragen, redet mit mir über seinen Recruiting-Prozess und seine bisherige Zeit in den USA. 

 

USD: Wie bist du überhaupt zum Football gekommen? 

Kanu: Ich habe in Deutschland Fußball gespielt, hatte aber das Problem, dass ich zu groß und zu schwer wurde. Ich habe dann mit Football angefangen, weil ich viele Freunde hatte, die bereits Football gespielt haben. Ich habe dann bei den Königsbrunn Ants angefangen und habe auch bei den Fürstenfeldbruck Razorbacks einige Jahre in Deutschland gespielt. 

 

USD: Du spieltest in Deutschland Football. Hattest du von Anfang an das Ziel in den USA Football zu spielen?

Kanu: Wie jedes Kind wollte ich gerne  berühmt werden. Vor fast genau einem Jahr, am 19. Mai 2020, habe ich übrigens mein erstes Angebot bekommen. Damals habe ich ein Offer von der Penn State University bekommen und war mit meinen fünfzehn Jahren der jüngste europäische Spieler, der je ein Angebot bekommen hat; das war ein richtig cooles, aber auch verrücktes Gefühl, was mich überrascht hat. Spätestens dann wusste ich, dass ich in die USA will, um mehr über das Land, das Schulsystem und die Sprache zu lernen.

 

USD: Wie kam es dann zu dem Kontakt mit Brandon Collier? 

Kanu: Ich wollte so gut wie möglich werden, wodurch der Kontakt mit Brandon Collier zustande kam; Brandon wurde mir dann übrigens von Philip Okonkwo und Fabian Vandre empfohlen. 

 

USD: Erzähle uns etwas über deine PPI-Recruits Erfahrung. Wie lief der Prozess ab? 

Kanu: Brandon und ich haben uns in München getroffen, haben zusammen trainiert und er hat das Talent meinerseits erkannt. Anschließend haben wir hin und her geschrieben und ich habe bei mehreren Camps und Combines mitgemacht. Nach dem Offer der Penn State University wollte ich dann in die USA und Brandon hat mir mehrere High Schools empfohlen; mein aktueller Head Coach ist ein Kumpel von Brandon, wodurch ich auf Santa Margarita Catholic High School aufmerksam wurde. 

 

USD: In den USA landest du dann an der Santa Margarita Catholic High School und spielst unter anderem mit Maurice Heims zusammen. Wie wichtig ist es, mit Maurice einen weiteren deutschen Spieler im Team zu haben? Wie sind deine bisherigen Erfahrungen und was ist dein bisheriger Lieblingsmoment in deiner High School-Zeit? 

Kanu: Maurice ist für mich sehr wichtig. Er ist ein guter Freund und es ist gut, dass ich mit ihm Deutsch sprechen kann. Vielleicht merkst du es ja gerade selber; ich will gerne Sachen auf Englisch sagen - nicht, dass ich Deutsch noch verlerne (lach). Maurice ist aber auch ein verrückter Athlet und ich kann gar nicht beschreiben, was für ein guter Footballspieler er  ist. Unsere ganze Defensive Line geht an eine D1-School. Besonders waren die Spiele gegen Mater Dei und St. John Bosco, die meistens auf Eins oder Zwei geranked sind. Meine High School, die Santa Margarita Catholic High School, spielt in der Trinity League, die als die schwerste High School Liga gilt. So habe ich unter anderem gegen Earnest Green, einen Lineman, der für den All-American Bowl eingeladen ist, und Maxismus Gibbs gespielt. Green und Gibbs sind die bis dato stärksten Gegenspieler gewesen. Ich konnte schon sehr viele Freunde finden, was für mich auch ein tolles Gefühl ist. Der ganze letzte Monat war sehr besonders für mich; in diesem habe ich viele Angebote bekommen und wusste, dass es immer weiter geht. Des Weiteren konnten wir gegen unseren Rivalen gewinnen. Wie du merkst, gefällt mir die ganze Zeit einfach echt gut. Für mich persönlich dürfte vor allem das Spiel gegen St. John Bosco wegweisend gewesen sein, weil ich in diesem Spiel positiv auf mich aufmerksam machen konnte. 

 

USD: Lass uns über deinen Recruitment-Prozess reden. Fast täglich bekommst du jetzt Angebote von den größten Colleges in den USA. Hattest du jemals damit gerechnet? Beschreibe uns, wie es zu einem Angebot kommt. Bekommst du diese über E-Mail, Telefon? Wie kommt der Kontakt zu Stande? 

Kanu: Ich wusste, dass ich weitere Angebote bekommen würde, hätte aber nie erwartet, dass es dieses Ausmaß annimmt. In der ersten Woche der Football-Saison habe ich insgesamt acht Angebote bekommen. Besonders gerne denke ich an einen Tag zurück: Morgens haben mich Texas A&M und Clemson angerufen; vor unseren Team-Meetings kam dann der Anruf von LSU. Ich war einfach nur erstaunt und wusste, dass es jetzt ernst wird. Der erste Kontakt kam entweder über Coach Ruuz, Coach Landers, einen lokalen Scout mit einem Scouting-Programm, oder Brandon Collier zustande. Landers und Collier konnten aufgrund ihrer Connections einige Kontakt herstellen: Die Angebote von Oregon, Oregon State und Florida habe ich Landers zu verdanken; der Kontakt zu Michigan, Texas, Texas A&M und Clemson kam durch Collier. Der Kontakt findet dann über Mail, Anrufe oder auch über Twitter statt. Tatsächlich bin ich mit den meisten Schulen noch in Kontakt. Aktuell bereite ich meine Official Visits vor. Bei einem "Official Visit" bezahlt das College den Flug, das Entertainment, das Essen und die Schlafmöglichkeit für dich und zwei weitere Personen; bei mir wird meine Mutter mitkommen. Aktuelle werde ich LSU und Ohio State offiziell besuchen.

 

USD: Hast du aktuell einen Favoriten? Maurice wird ja für die University of Washington spielen. Sind die Huskies auch für dich eine Alternative?

Kanu: Einen Favoriten habe ich nicht. Ich schaue mir die Kultur der University, deren Player-Development und deren Leistungen genau an; darunter fallen deren Stabilität, deren Zukunftsperspektiven und deren Trainerperspektive. Es würde mir ja nichts bringen, wenn ich mich mit einem Position-Coach unterhalte, mich mit diesem gut verstehe und er dann die Schule wechseln würden. In den kommenden Wochen werde ich meine Top-10 veröffentlichen; sicher dabei sind Ohio State, Clemson, LSU, Texas Longhorns, Washington, Arizona State und die Florida State University. Tatsächlich habe ich durch gemeinsame Trainer vor kurzem Arizona State-Quarterback Jayden Daniels getroffen, muss aber gestehen, dass ich ihn am Anfang gar nicht erkannt habe (lach). Wie du siehst, sind also ein paar Stellen noch frei; es kann ja auch immer noch sein, dass es noch weitere Angebote geben wird. 

 

USD: Lass uns über deinen Playing Style reden. Beschreibe diesen in fünf Wörtern. 

Kanu: Schnell. Hart. Smash. Tank. Smart. In der Woche gucken wir bei Meetings acht Stunden Film, wodurch der Football-IQ, das smart-sein, verbessert wird.

 

USD: Du spielst als DT. Welche Eigenschaften muss ein guter DT haben? 

Kanu: Tatsächlich spiele ich nicht nur als DT, sondern bin in der Defensive Line vielseitig einsetzbar. In der kommenden Saison sind unsere aktuellen Seniors (Wilkins, Heims) nicht mehr bei uns sein. Dann werde ich der einzige Veteran sein und in der gesamten Defensive Line spielen. Ein guter Defensive Lineman sollte meiner Meinung nach dominant sein und im ganzen Spiel Aufmerksamkeit erzeugen; durch deine Präsenz musst du dir den Respekt erarbeiten. Des Weiteren sind laterale Speed und Power wichtig. 

 

USD: Du wohnst jetzt in den USA. Wie schwer war die Umstellung/ der Umzug für dich? Was sind Sachen, die wir Deutschen verpassen und was vermisst du besonders an Deutschland?

Kanu:  Am Anfang hat mich vor allem der Jetlag verrückt gemacht; die neun Stunden Zeitunterschied machen einen echt kaputt. Aufgrund von Corona war es schwer Freunde zu finden, aber mit der Zeit wurde es besser. Am Anfang habe ich mich teilweise einsam gefühlt, aber mittlerweile fühle ich mich wohl. Meine Freunde und meine Familie vermisse ich dennoch. Die Leute in Deutschland verpassen vor allem den Strand hier, der nur zehn Minuten von meinem Haus entfernt ist. Mir gefällt die Umgebung, in der ich jetzt wohne sehr; ich wohne hier in einer wohlhabenden Gegend mit großen Häusern - das ist schon super. Gleichzeitig gibt es hier Restaurants, die es in Deutschland nicht gibt; "in-n-out" und "Canes" sind meine Lieblingsrestaurants - die bayrischen Brezel vermisse ich allerdings schon.

 

USD: Was sind deine Ziele im Leben? 

Kanu: Ich will es schaffen, dass meine Familie nicht mehr arbeiten muss. Gleichzeitig will ich ein Vorbild für andere sein; ich freue mich einfach, wenn andere Leute so sein wollen, wie ich - das ist sehr herzerwärmend und gleichzeitig eine große Motivation für mich. 

 

USD: Last but not least: Hast du ein Lieblingsteam und einen Lieblingsspieler?

Kanu: Als ich angefangen habe Football zu gucken, war Antonio Brown mein Lieblingsspieler; damals hat er noch bei den Pittsburgh Steelers gespielt. Ein richtiges Lieblingsteam habe ich tatsächlich nicht. Ich mag aber Underdogs, weil ich selber einer bin.

 

USD: Vielen Dank für das Gespräch, Hero. 

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Kommentare: 5
  • #1

    Judith Kanu (Montag, 03 Mai 2021 00:34)

    Ich bin so stolz auf dich, Hero! Und ich vermisse dich! Aber ich freue mich so sehr, dass du deinen Traum leben kannst und du glücklich bist. Ich glaube fest daran, dass du es schaffen kannst, Football zu deinem Beruf zu machen! ❤️

  • #2

    Elias Tagba (Montag, 03 Mai 2021 14:57)

    Stark Hero du bist ein Sau guter Freund und ich find es übel stark was du geschaft hast bis jetzt schon in deinem Leben bin stolz auf dich����

  • #3

    Coach Rocky (Montag, 03 Mai 2021 21:08)

    Hero wie ich Dir schon letztens schrieb… Ich bin Mega Stolz auf Dich. Deine Familie und Du habt diesen großartigen Moment verdient!!!

    Bleib wie Du bist Hero denn Du bist was besonderes!!!

    Gruß Coach Rocky

  • #4

    Sigrid Römer-Eisele (Montag, 19 Juli 2021 00:06)

    Lieber Hero,
    du hast es geschafft, dass ICH mich für American Football interessiere ;-). Enorm toll finde ich deinen sportlichen Erfolgen, welch kommunikativer, respektvoller und unheimlich freundlicher Mensch du bist - ganz viel soziale Kompetenz. Ich schließe mich Coach Rocky an: Bleib wie du bist!

  • #5

    Lari (Samstag, 13 November 2021 21:39)

    Grüße aus München���